@hm: ich würde (oder habe) nicht bestreiten (bestritten), dass es ein Gegenbeispiel ist. Aber erstens halte ich es für irreführend hochgekocht und auf gerechte Sprache reduziert (über die absurde Losung „100%ig perfekte Rechtschreibung“ stolpert bezeichnenderweise weder die Debatte noch ein/e Journalist/in). Aber ich habe <a href="http://www.sprachlog.de/2015/04/10/konventionalisierte-studierende/#comment-1437610" rel="nofollow">hier</a> auch gesagt, dass ich den Zwang zumindest für problematisch halte (das ging jetzt in der Diskussion etwas unter).
Je länger ich drüber nachdenke, desto unwohler wird mir dabei, den Zwang aber grundsätzlich als problematisch einzustufen — wenn man sich vergegenwärtigt, wie Sie ja auch sagen, wozu Studierende sonst noch „gezwungen“ werden. Da bin ich fast geneigt, zu behaupten, dass ich den „Zwang“ zum Nachdenken über Gerechtigkeit und Inklusion für mindestens gleich legitim erachte, wie den „Zwang“ zur Einhaltung der Vorgaben bei Formatierungen und Konventionen des wissenschaftlichen Zitier- und Bibliografiestilen (von arbiträrer Rechtschreibung ganz zu schweigen). Und Studierende können ja auf die Formulierungsvorgaben verzichten, genauso wie sie auf Zitierkonventionen verzichten könnten (sie müssen dann halt mit den Konsequenzen leben). Wenn letzteres für die Bewertung der akademischen Reife eines Menschen wirklich gänzlich unwidersprochen als aussagekräftiger wahrgenommen wird, sollten wir demnächst etwas stärker über die Aussagekraft arbiträrer Normen diskutieren. (Nicht falsch verstehen, ich bestehe auf der Einhaltung bibliografischer Konventionen und ziehe durchaus negativ in Betracht, wenn einer Arbeit etwa Inhaltsverzeichnis, Überschriften oder Kapitelnummerierungen fehlen.)
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